Geschichte des Stammes von 1973 – 1998 – Teil7

Die letzten 10 Jahre unserer Stammesgeschichte sind den jetzigen Rovern und Leitern und den Eltern und unserer Gemeinde noch gut in Erinnerung. Was also soll der Chronist aus der Fülle der Information herausgreifen?
Sicherlich das Stammeslager in Belgien, die Einführung von Klausurwochenenden in der Leiterrunde, um die Arbeit und die Gemeinschaft zu reflektieren und auf eine bessere Basis zu stellen, außerdem die Aktion zur Unterstützung Obdachloser im Winter ’93 und sicherlich auch die teilweise skurrile Auseinandersetzung über das Anti-Rassismus-Banner der Roverstufe im Jahre 1994.

Wissen Sie noch? Es war im Frühling im Jahre des Herrn 1994. Plötzlich erschien ein Spruchband mit der Aufschrift „Ausländer raus? Pfadfinder gegen Fremdenfeindlichkeit“. Nicht überall fand dieses Banner Anklang. In Stoppenberg war gerade die Frage virulent, ob man ein Asylantenwohnheim in der Nachbarschaft haben wolle oder nicht. Als das Bannen gar auf der Fronleichnamsprozession zu sehen war, wurde den Rovern der Rat zuteil „Ihr sollt nicht denken, sondern beten!“, eine Alternative, die, wenn sie ernst gemeint wäre, allerdings Anlass zum inständigen Gebet wäre.
Später hatten die Rover Gelegenheit, ihre Initiative mit Leuten aus der Gemeinde zu diskutieren und fanden viel Zustimmung für ihre Aktion.

Kurz zuvor hatte sich wieder einmal die Leiterrunde umgruppiert. Sie bestand nun aus Martin Rehmann, Anette Aengenheister, Markus Röder, Dirk Seidel, Lucia Lambach, Wolfgang Hofemeister, Frank Nickel, Peter Heckenbücker und Ralf von Rickelen.

Als ich 1994 nach Stoppenberg kam, kursierte eine Todesanzeige.
„Verstorben ist die Jugendarbeit in Stoppenberg“ stand darauf. Diese Anzeige – es war eher ein Hilferuf – wurde damals im Pfarrgemeinderat kontrovers diskutiert. Das bringt unseren Gedankengang wieder zu der Ausgangsfrage zurück: Wie sieht es aus mit dem Verhältnis von Stamm und Gemeinde? Ist der Stamm ein Teil der Gemeinde? Will er es sein? Will die Gemeinde es?
Gerade in den letzten Jahren konnten Empfindlichkeiten zwischen „der Jugend“ – dieser Sprachgebrauch ist zum Glück fast völlig verschwunden – und „der Gemeinde“ abgebaut werden. Im Pfarrgemeinderat, in vielen Gruppen und Vereinen der Gemeinde – wenn auch nicht in allen – ist das Verständnis für die Jugendseelsorge gewachsen.
Die Leiterrunde – sie hat sich noch einmal umgruppiert und daher verjüngt – ist kreativ und engagiert und versteht sich und den Stamm als Teil der Gemeinde St. Nikolaus. Das christliche Selbstverständnis des Stammes ist spürbar. Gottesdienste mit der ganzen Gemeinde und bei Aktionen und Fahrten sind für uns eine Selbstverständlichkeit.
Wir wollen uns wünschen, dass die Älteren in unserer Pfarrei den Stamm St. Nikolaus umgekehrt auch mehr und mehr entdecken lernen. Die Chance dazu besteht bei vielen Gelegenheiten: Sie, bestand beim Schaulager auf dem letzten Pfarrfest, sie besteht bei den diesjährigen Jubiläumsfeierlichkeiten usw. Vielleicht kommt bald der Tag, an dem wir die eingangs zitierte resignierte Situationsbeschreibung von Kaplan Nitz als Teil der bewältigten Vergangenheit betrachten dürfen.
Der Stamm jedenfalls kann, wenn er auch klein ist, hoffnungsvoll in die Zukunft sehen. Die Meilensteine, die wir dieses Jahr setzen – Jubiläum, Stammeslager in Tirol – geben dazu Anlass.

Ich wünsche mir, dass die wenigen Schlaglichter aus der wechselvollen Geschichte des Stammes – es waren nur Ausschnitte und sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit – diejenigen, die dabei waren, zu Erinnerungen anregen und diejenigen, die es als Außenstehende lesen, für unsere Arbeit und unser Anliegen empfänglich machen.

Das wünscht dem Stamm


O. Deppe, Kurat (im Jahr 1998)

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