Ein unvergessliches Lager…

Mittwoch, 07.11.2012 Autor: Carli

Vergangenen Juli haben unsere Pfadis zusammen mit kanadischen Pfadfindern aus Mapple Ridge und Surrey (Vororte von Vancouver in Kanada) zwei unvergessliche Wochen verbracht. 16 Pfadfinder und 4 Leiter aus Stoppenberg waren dabei. 2013 kommen uns die Kanadier in der ersten Hälfte der Sommerferien in Essen besuchen, um die deutsche Pfadfinderkultur kennenzulernen.

Nach einem zehnstündigen Flug von Frankfurt nach Vancouver erreichten wir am 9.7. 2012 unser Ziel, den Flughafen von Flughafen und verließen müde durch den Jetlag und aufgeregt den Sicherheitsbereich. Sofort wurden wir herzlich von 20 kanadischen Scouts in Empfang genommen und hochoffiziell in Kanada willkommen geheißen. Dazu waren extra Indianer vom Stamm der Squamish in ihrem traditionellen Outfit angereist und begrüßten uns mit einer jahrtausende alten Zeremonie mit Trommeln und Liedern. Danach war jeder in seine Gastfamilie eingeladen. Am nächsten Tag gab es direkt ein volles Programm: Die Indianer waren auch wieder dabei und luden beide Gruppen (kanadische Scouts und deutsche Pfadfinder) zu einer First-Nations Kanufahrt (im traditionellen Salish-Kanu) ein, damit sich alle besser kennenlernen konnten. Wir paddelten zusammen nach Boulder Island im Indian Arm, einem Fjord nahe Vancouver. Dort gab es ein Lachs-Picknick, alte Indianer-Legenden und Lieder, viele Spiele und Zeit um zu schwimmen.

Als nächstes ging es mit der Fähre nach Vancouver Island und dort zum Camp Bernard in der Nähe eines Dorfes namens Sooke. Dort fand gleichzeitig ein kanadisches Wölflingslager statt und die Kanadier zeigten uns, wie es ist, in Kanada Pfadi zu sein. Zusammen mit den Kanadiern organisierten wir an ein paar Tagen das Programm für die Wös. Der unvergessliche Lagerplatz hatte sehr viel zu bieten, so konnten wir dort bergsteigen, Search and Rescue und Bogenschießen ausführen, Kanu fahren und schwimmen. Nachts konnte man ab und zu Bären im Wald hören, während wir am Lagerfeuer viele Lieder, Action-Songs und Geschichten austauschten.

Nachdem wir mehrere Tage im Camp gewesen waren, machten wir uns zusammen mit unseren kanadischen Gastgebern auf den Weg zum Juan de Fuca Trail. Dieser Wanderweg fällt in die Kategorie „wilderness trail“ und darauf sollte der Hiker auch eingestellt sein. Schlamm, unebene Wege und kleine Bäche, die den Weg durchkreuzen, sollten einkalkuliert werden. Auf und ab statt nur voran hieß die Devise. Und genau das war es am Ende auch, was den Juan de Fuca Trail für uns zu dem machte, was er sein soll – einen „wilderness trail“.

In drei Tagen schafften wir, vollbepackt mit Proviant und Zelten, 21km des Weges. Der Hike in der wunderschönen Natur der Wesküste Kanadas war wirklich unvergesslich. Jede Nacht verbrachten wir an atemberaubenden Plätzen direkt am Pazifik. Auf dem Weg machten wir immer wieder Fotos im Rahmen des Foto-Wettbewerbs „Paul im Ferienlager“ des Ruhrbistums mit dem Plüschfrosch Paul und gewannen den ersten Platz. Neben Paul waren dort auch viele andere Tiere unterwegs, sodass wir unsere Lebensmittel in der Nacht immer in Food-Caches unterbringen oder in die Bäume hängen mussten. So haben wir Waschbären, Schlangen, Weißkopfseeadler, Bären und einen riesigen Seelöwen gesehen. In der zweiten Nacht schlugen wir unsere Zelte direkt neben einem Wasserfall auf, sodass wir am nächsten Morgen unter eiskaltem Wasser duschen konnten.

Den letzten Abend des Hikes verbrachten wir im Pacheedaht Native Reservat am Strand von Port Renfrew. Einige gastfreundliche Ureinwohner des Reservarts luden uns zu einem grandiosen Krabben-Festessen (60 Krabben) ein, die sie erst ein paar Minuten vorher im Pazifik gefangen hatten. An diesem Abend hatten wir das letzte Lagerfeuer der Fahrt, direkt am Strand und Meer zusammen mit vielen Freunden. Während der Rückfahrt mit der Fähre nach Vancouver gaben uns ein paar Orca-Waale Geleit. Selbst viele der Kanadier hatten diese Meerestiere noch nie zuvor gesehen.

An den folgenden Tagen besuchten wir Orte in Vancouver und Umgebung. Wir reisten nach Fort Langley, einer der ersten Siedlungen Kanadas, sahen ein Lacrosse-Spiel der „New Westminster Salmonbellies“ in der historischen Queens Park Area und hatten einen lustigen Tag im Spaßbad. Zum Schluss gab es noch ein Dankeschön BBQ für alle ehrenamtlichen Unterstützer, Sponsoren und Verantwortlichen der Scouts Canada, die diesen Austausch möglich gemacht haben. Alle waren beeindruckt von den vielen Aktionen und besonders von der starken Freundschaft, die sich zwischen den Gruppen entwickelt hatte, obwohl wir uns grade mal zwei Wochen kannten.

Während des Lagers im Camp Bernard fingen beide Gruppen an, richtige Freunde zu werden. Vorher hatte man den Eindruck, als ob beide Gruppen voreinander weglaufen und lieber etwas mit ihren alten Bekannten machen wollten. Aber durch die Zusammenarbeit als „Hilfsleiter“ während des Wölflingslagers entwickelte sich eine echte Partnerschaft und durch die vielen unvergesslichen Erfahrungen auf dem Hike und der folgenden Tage wurden wir eine richtige Gruppe. Am Ende reflektierten wir die ersten Tage und alle lachten über die anfängliche Spaltung der Gruppe, denn am Ende waren wir alle Freuende.

Die Rückbegegnung wird im Sommer 2013 stattfinden. Doch noch liegt viel Arbeit auf beiden Seiten der Welt. So müssen wir in Stoppenberg viel organisieren und vorbereiten, um gute Gastgeber zu sein und aus der Rückbegegnung ein ähnlich unvergessliches Erlebnis zu machen. Die Kanadier hingegen werden- wie auch wir im letzten Jahr- viele Spenden sammeln, um ihre Fahrt zu finanzieren.

An dieser Stelle möchten wir uns nochmals herzlich bei allen bedanken, die uns unterstützt und seit der ersten Sekunde an das Projekt geglaubt haben.

Was übrig bleibt, ist eine der unvergesslichsten Aktionen der Pfadis. Jeder hat 20 neue Freunde, weiß, dass als Gruppe alles möglich ist, was man sich vornimmt und konnte erleben, wie stark die Pfadfinderei auf der ganzen Welt ist und dass es überall Pfadfinder gibt, die sich mit genauso viel Hingabe einsetzen wie man selbst. Die viele Arbeit hat sich also gelohnt. Und das Beste: Es ist noch nicht vorbei.